Automaten liegen im Trend

Die Tabak Zeitung • 30. Juli 2024

DTZ hat mit Claus Obholzer vom BDTA über die Automatenwirtschaft gesprochen / Etablierter Vertriebskanal mit stabilem Niveau

MÖNCHENGLADBACH // Die Gesellschaft und ihr Konsumverhalten befinden sich seit Jahren im Wandel. DTZ hat sich mit Claus Obholzer, Generalbevollmächtigter beim Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA), über die Branche unterhalten. Was sind wichtige Themen und Trends?
 
Wie ist die Lage bei den Zigarettenautomaten? Wie viele gibt es und was sind hier die Tendenzen?


Claus Obholzer: Aktuell gibt es zirka 250 000 Zigarettenautomaten im Innen- und Außenbereich. Damit liegen wir auf einem stabilen Niveau. Der Verkauf von Zigaretten am Automaten ist ein etablierter Vertriebskanal mit hoher Akzeptanz, denn die Automatenwirtschaft liegt derzeit im Trend.
 
Können Sie das näher erklären?


Obholzer: Überall haben wir es mit Personalmangel zu tun. Gleichzeitig wachsen die Anforderunge der Kunden: Sie wünschen sich eine Versorgung rund um die Uhr, sei es für den spontanen Grillabend am Sonntag oder weil die Zigaretten ausgegangen sind, was wiederum für eine Weiterentwicklung der Automaten sorgt. Immer häufiger finden sich Automaten, an denen Kunden beispielsweise Wein, Eis oder Fleischwaren selbst kaufen – ganz ohne Personal und zu jeder Uhrzeit.
 
Wie verändern technische Entwicklungen den Zigarettenkauf? Welche Innovationen sind besonders bedeutend?


Obholzer: Eine zentrale Innovation der vergangenen Jahre war für uns die Einführung des „Topp“, das bargeldloses Bezahlen am Automaten flächendeckend ermöglicht. Das platzsparende und reduzierte Terminal hat kein Pin-Pad und lässt sich dadurch auch in bestehenden Automaten gut nachrüsten. Zudem ist es gegen Vandalismus geschützt, da es ohne Kartenschlitz auskommt.
 
Wie funktioniert „Topp“?


Obholzer: Am Topp tätigen Kunden kontaktlose Zahlungen, da bei diesen keine Pin-Eingabe nötig ist – entweder, weil der Betrag 50 Euro nicht überschreitet, oder weil die Zahlung etwa über das Smartphone oder die Smartwatch mit der digitalen Girocard freigegeben wird.
 
Und die Innovation hat der Automatenbranche geholfen?


Obholzer: Genau! Innerhalb kürzester Zeit konnten wir damit Nutzungsquoten von 50 Prozent und mehr erreichen. Das Topp ermöglicht nun weitere Schritte in eine zunehmend digitale Gesellschaft. Ein Beispiel dafür, dass Automaten selbst immer digitaler werden, ist aktuell der Schritt hin zur Online-Altersverifikation, die die die bisherige Offline-Variante ersetzt.
 

Der Altersfreigabe wird sicher die höchste Priorität eingeräumt?


Obholzer: Absolut! Tabakwaren gehören nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen. Der BDTA nimmt das Thema sehr ernst. Zwischen 2004 und 2009 haben unsere Mitgliedsunternehmen unter einem Aufwand von mehr als 300 Millionen Euro den technischen Jugendschutz am Automaten realisiert. Vor jedem einzelnen Kauf von Zigaretten wird daher überprüft, ob der Kunde volljährig ist, und nur dann erhält er die auch.
 
Welche Form der Altersverifikation wird am häufigsten eingesetzt?


Obholzer: In 95 Prozent der Fälle nutzen Kunden zum Altersnachweis die Girocard der deutschen Banken und Sparkassen. Nur etwa fünf Prozent der Einkäufe werden per EU-Führerschein oder Personalausweis freigegeben. Die Girocard ist also eindeutig das Mittel der Wahl für die Altersverifikation, und auf sie setzt der BDTA aus gutem Grund: Sie ist die führende Debitkarte in Deutschland und für uns ein wichtiger Partner.
 
Klingt nach einem etablierten System. Was hat Sie zum Einsatz der Online-Variante bewegt


Obholzer: Wie die Kreditwirtschaft sahen auch wir Entwicklungspotenzial: Bisher erfolgte die Altersprüfung am Tabakwarenautomaten mit der Girocard offline, über einen Austausch zwischen dem Sicherheitsmodul in der physischen Karte und einem Sicherheitschip im Terminal. Der nächste Schritt des Jugendschutzes findet im Zuge der Digitalisierung bei unveränderten Sicherheitsstandards nun online statt, losgelöst vom Verkaufsort – damit wird die nächste Generation des Jugendschutzes etabliert.
 
Wie arbeitet die neue Technik?


Obholzer: Über das Bezahlterminal des Automaten initiiert die Girocard online eine Anfrage an die Hausbank des Kunden. Erst nach bankseitiger Prüfung der Volljährigkeit wird der Kauf- und Bezahlprozess vollzogen und die Ware vom Automaten ausgegeben. Dieser Prozess berücksichtigt vollumfänglich die strengen Anforderungen des Datenschutzes.
 
Die Online-Altersverifikation ist aktuell in der Testphase. Wie ist der Zwischenstand?


Obholzer: Mit 180 stark frequentierten Automaten ist der Pilottest vorerst regional begrenzt gestartet. Auf Grund der äußerst guten Ergebnisse haben wir zwischenzeitlich den Test auf 1000 Automaten bundesweit ausgeweitet. Wir gehen davon aus, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft die Online-Altersverifikation flächendeckend ausrollen können.
 
Das braucht gute Partner, oder?


Obholzer: Richtig! An dieser Stelle möchte ich die gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Kreditwirtschaft hervorheben. Wir haben über einen längeren Zeitraum gemeinsam intensiv und kontinuierlich an der Entwicklung der Online-Altersverifikation gearbeitet. Die Weiterentwicklung der Girocard war die Voraussetzung, um das bargeldlose Bezahlen bei gleichzeitiger Online-Altersverifikation möglich zu machen. Dadurch ist der Einkaufsprozess unter unveränderter Beibehaltung des hohen Standards beim Altersverifikationsverfahren für den Verbraucher komfortabler geworden: Der Bezahlvorgang kann dadurch bequem mit der digitalen Girocard im Smartphone oder in der Smartwatch am Automaten das Alter ermitteln und im gleichen Schritt bargeldlos bezahlen.
 
Herr Obholzer, vielen Dank für das Gespräch!

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