ACHERN // Dieser Rumms erschüttert die Branche: Am 18. Juli musste TMCC Insolvenzantrag beim Amtsgericht Baden-Baden stellen. Aktuell versucht das Unternehmen, einen belastbaren Plan für den Fortbestand aufzustellen.
Wer die öffentlichen Bekanntmachungen studierte, wusste längst Bescheid, jetzt sind auch regionale Medien auf die Schieflage des Tabakunternehmens aufmerksam geworden. Von Produktionsausfällen und defekten Maschinen ist da zu lesen und von der schwindenden Lust der Raucher auf ihre Zigaretten.
Tatsächlich dürften die Gründe für die Probleme anders gelagert sein. Klar ist: Die Unternehmen der Branche müssen enorme Summen für die Tabaksteuer vorfinanzieren. Für eine Firma wie TMCC, die es zuletzt auf einen Jahresumsatz von 155 Millionen Euro brachte, liegen die Beträge bei durchschnittlich etwa 135 Millionen Euro. Das geht nur mit Unterstützung von Investoren und Banken. Doch die Geldhäuser haben – das ist längst kein Geheimnis mehr – ihre Probleme mit verschiedenen Branchen.
Das Schlagwort heißt: Taxonomie. Anhand bestimmter Kriterien wird der Grad der Nachhaltigkeit von Unternehmen bestimmt. Ziel ist es, den sogenannten „Green Deal“ der Europäischen Union umzusetzen. Das Problem: Unternehmen, die als nicht-nachhaltig gelten, haben es deutlich schwerer, benötigte Kredite und Investitionen zu erhalten, da die Finanziers ihr Geld lieber in nachhaltige Branchen stecken.
Und genau diese Situation könnte, vermuten Branchenbeobachter, die Krise bei TMCC – einem der etwas kleineren Player am Markt – hervorgerufen haben. Zwar dürfte auch TMCC sich nicht nur auf ein Geldinstitut verlassen haben; doch schon der kurzfristige Rückzug einer einzigen Bank könnte eine Schieflage verursachen.
Dass TMCC jetzt im vorläufigen Insolvenzverfahren steckt, ist umso bedauerlicher, als die Firma vor allem mit ihren Handelsmarken den attraktiven und tendenziell wachsenden Markt der „preisbewussten Raucher“ bedient. In Zeiten, in denen Zukunftssorgen wachsen und die privaten Einkommen faktisch schrumpfen, sitzt das Geld für Feinschnitt und Zigaretten nicht mehr so locker.
Zudem bedient TMCC unter anderem so interessante Partner wie Rewe, Metro, Edeka und Aldi. Und mit Eigenmarken wie Skavenbeck oder Busman hat die Firma Nischen besetzt. So verarbeitet TMCC am Produktionsstandort Achern dann auch zwischen 1600 und 2000 Tonnen Rohtabak jährlich.
Bleibt die Frage, wie es weitergeht. Der Zeitrahmen ist dabei recht eng: Bis Ende September muss TMCC so aufgestellt sein, dass es Löhne und Gehälter wieder aus der eigenen Tasche bezahlen kann, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Dirk Pehl aus Achern verlauten ließ. Klappt das nicht, muss TMCC zum 1. Oktober ins reguläre Insolvenzverfahren. Betroffen sind knapp 45 Mitarbeiter.
Eine Möglichkeit für ein Finanzkonzept ist es, einen neuen Großinvestor ins Boot zu holen, das Unternehmen also de facto zu verkaufen. Die beauftragte Acherner Kanzlei Schultze & Braun („Seit fast 50 Jahren helfen wir, Auswirkungen von Unternehmenskrisen zu begrenzen, Krisen zu vermeiden und unternehmerische Chancen zu nutzen.“) hat dazu bereits erklärt, man gehe auf mögliche Investoren zu: „Es gibt auch schon erste Interessenten.“ Außerdem hieß es, die Jobs der Mitarbeiter seien gesichert.
Gedämpfter Optimismus also im deutschen Südwesten, unweit von Baden-Baden und der Grenze zu Frankreich. Wichtig ist es nun, dass die Produktion fortgeführt werden kann. So dürften die Verträge mit den wichtigsten Kunden – Branchenkenner gehen davon aus, dass die größten Abnehmer für rund 90 Prozent der Umsätze sorgen – für ein stabiles Kerngeschäft sorgen.
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