Vor Trickdieben auf der Hut

Die Tabak Zeitung • 11. Juni 2024

Kriminalität steigt bei Großveranstaltungen / IHK-Referenten geben Händlern nützliche Tipps

FRANKFURT // Wie sieht er aus – der „typische“ Dieb? Wie verhält er sich und woran kann man ihn erkennen? Diese und weitere Fragen beantwortete die „Informationsveranstaltung zur Diebstahlsprävention für Mitarbeitende des Handels“ der IHK Frankfurt.
 
Die Referenten der Veranstaltung, die gemeinsam von der Polizei und der Industrie- und Handelskammer organisiert wurde, zeigten Möglichkeiten auf, mit geringem Aufwand und geschultem Auge kriminelle Aktivitäten zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
 
Blick auf die Europameisterschaft


Aber nun von vorne: Mit Blick auf die Europameisterschaft, da waren sich alle Anwesenden einig, ist Diebstahl wieder ein wichtiges Thema, besonders in den größeren Städten. „Es werden viele Trickdiebe zu uns nach Deutschland kommen“, sagt Alexander Brandau von der Frankfurter Polizei. Grundsätzlich seien vor allem die Innenstädte Orte für Taschendiebstahl: „In der Innenstadt wurden im vergangenen Jahr 2089 Straftaten registriert, insgesamt Frankfurtweit waren es 2692.“
 
Oft arbeiten Taschen- und Trickdiebe durch Ablenkung und deshalb auch häufig in Gruppen: Einer lenkt das Opfer ab, in dem er es zum Beispiel anrempelt, um eine Auskunft oder Hilfe bittet. Den Moment nutzt ein anderer und zieht dem Opfer die Beute aus der Tasche.
 
Taktik auch in kleineren Läden


Die Taktik wird auch in kleineren Läden angewandt. Stefan Siegel ist geprüfter Ladendetektiv. Er brachte den Zuhörern zahlreiche Beispiele aus der Praxis mit und hatte gängige Hilfsmittel der Diebe im Gepäck.
 
Diebe erkennen


„Man kann Diebe daran erkennen, dass sie die Ware nicht wirklich interessiert“, berichtet Siegel. „Sie arbeiten meist zu zweit oder dritt, einer ist der Ablenker, der die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht.“ Häufig werden potenzielle Opfer umstellt und „angedrängelt“ oder in eine Ecke gedrängt – unbewusst vielleicht sogar. „Häufig haben sie Klamotten über ihrem Arm hängen wie etwa eine Jacke, um das Diebesgut unbemerkt aus dem Geschäft bringen zu können.“ Die Täter telefonieren oft und erkunden so ihre Umgebung und geben dabei Tipps an einen anderen weiter. „Man muss den Leuten in die Augen sehen. Das kann schon helfen. Ganz wichtig in Geschäften ist es, die Leute anzusprechen. Das schreckt zwar keine organisierten Banden, aber doch Gelegenheitsdiebe ab, so der Detektiv.
 
Ebenfalls oft komme der Geldwechseltrick vor, berichteten Brandau und Siegel. Dabei will der Täter entweder Geld wechseln oder fragt nach besonderen Scheinen. „Man bekommt gar nicht mit, wenn dann ein oder mehrere Scheine fehlen“, sagt Brandau. „Die Täter sind echte Könner ihres Fachs.“
 
Der typische Dieb


Wie sieht er aus – der typische Dieb? „Wie du und ich“, sagt Stefan Siegel. Der Fachmann unterscheidet zwischen vier Tätertypen: Gelegenheitsdiebe stehlen Kleinigkeiten. Kinder und Jugendliche tun das meist als Mutprobe oder weil sie etwas unbedingt haben möchten. Der Beschaffungstäter klaut, weil er Geld braucht, beispielsweise für seine Drogen- oder Alkoholsucht. Er lässt sich nicht verjagen. Die Profis sind gut gekleidet und treten entweder einzeln oder in Gruppen auf. „Auffällig und häufig zu beobachten ist ein auffälliges Umsehen, langes Verweilen in einer Ecke, immer wieder bei derselben Ware oder das Planlose Aufnehmen von Ware, ohne sie sich wirklich anzusehen“, berichtet der Ladendetektiv. „Warensicherung und Videoüberwachung, aber auch das gezielte Ansprechen, dem Täter die Gelegenheit nehmen, sind das A und O, um Diebstahl vorzubeugen.“
 
Was aber tun, wenn man jemanden beim Klauen erwischt hat? „Sprechen Sie den Tatverdächtigen an, wenn möglich zu zweit, sagen Sie sie aber niemals, er habe etwas gestohlen, sondern sprechen Sie beispielsweise von einer Unstimmigkeit, die zu klären ist“, rät Siegel.
 
Durch das Engagement von geschulten Angestellten können Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie für Täter unattraktiv gemacht und der Schutz von Kundschaft vor Diebstahl erhöht werden. Die Seminare von IHK und Polizei unterstützen dabei und sind kostenlos.

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